Me Made Mittwoch · Schneiderei

Me Made Mittwoch #29: Faltenrock aus dunkelblauem Scuba

Liebe KleidermacherInnen,

beim heutigen Me Made Mittwoch und Weltfrauentag bin ich zurück mit gewohnter Silhouette, in einem weiten Faltenrock mit schmalem Oberteil. Immer mal wieder werde ich von anderen gefragt, ob es nicht unpraktisch ist, jeden Tag im Rock oder Kleid arbeiten zu gehen. Dann bekomme ich of erklärt, dass dieser Anblick von Frauen in Röcken und Kleidern, heute so ungewöhnlich sei. Für mich – und mein Umfeld –  ist es das nicht (mehr). Mich feminin in Kleidern und Röcken zu kleiden, und so meinen Alltag mit Vollzeitjob, Kind, und vielerlei Herausforderungen zu bestreiten, ist für mich so normal, wie für andere Jeans zu tragen und Männer in Hosen zu sehen. Es macht für mich keinen Unterschied. Und gleichzeitig hat sich mein Bewusstsein, eigene Entscheidungen zu treffen und meine persönliche Haltung vor anderen zu vertreten, durch das Nähen meiner eigenen Kleidung sehr gestärkt.

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Die Passform ist typisch, doch etwas Neues für mich ist das Material – ein dunkelblauer Scuba – aus dem ich den Rock im Herbst 2016 genäht habe. Ist es mittlerweile zwei, oder bereits drei Jahre her, dass Scuba auf den Stoffmärkten und in den Läden auftauchte? Nachdem ich einige Blogbeiträge zu gefertigten Kleidungsstücken aus Scuba sowie eine Folge von „Great British Sewing Bee“ gesehen habe, in der das Material zu einem Kleid vernäht wurde, war ich neugierig. Bei Stoff & Stil habe ich dann einen Stoff gefunden, den ich wegen seines geprägten Rosenmusters besonders interessant fand.

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Als Schnitt habe ich den Rock des Kleides Nr. 111 aus dem Burdastyle Magazin Juli 2016 genutzt. Schon eine Weile war ich auf der Suche nach einem Schnittmuster für einen schlichten, weiten Faltenrock – das Kleid war dann ein guter Grund, mir mal wieder eine Burda zu kaufen. Da ich erst einmal nur die Rockteile benötigte, ergänzte ich einen Bund, wie ich ihn sonst für selbst konstruierte Tellerröcke zuschneide. Bund und die obere Rockbreite passten, nachdem ich die Falten gelegt hatte, prima zusammen und ich brauchte keine Anpassungen vornehmen. Taschen sind in der Seitennaht des Schnitt bereits vorgesehen – die ich sonst noch ergänzt hätte, weil sie einfach in nahezu jedem Kleidungsstück so praktisch sind. Beim Zuschneiden der Schnittteile musste ich mehrere Scheren ausprobieren, bis ich eine gefunden habe, die scharf genug für saubere Kanten war. Der Anteil an Elasten im Material macht das etwas schwer. Schließlich habe ich alle Stoffteile dann doch noch mit der Overlock versäubet, bevor ich sie mit meiner Nähmaschine zusammengenäht habe – mit einfachem Steppstich, da ich keine dehnbaren Nähte brauchte. Um zu verhindern, dass der Bund beim Tragen ausleiert, habe ich ihn mit Bügelvlies und einer zusätzlich eingenähten Lage Futterstoff verstärkt. Den Reißverschluss in der hinteren Mitte habe ich bewusst so eingesetzt, dass er von Außen sichtbar ist – als gröberen Kontrast zum Rosenmuster.

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Abgesehen vom Zuschneiden verarbeitet sich das Material sehr gut. Rock ist schön voll geworden, verbraucht jedoch gar nicht zu viel Stoff, da beide Schnittteile beinahe rechteckig sind. Der Schnitt gefällt mir so gut, dass ich irgendwann auch das gesamte Kleid noch einmal nähen möchte – vielleicht aus einem schönen Baumwollstoff für den Sommer.

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Nachdem ich den Rock fertig genäht habe, hing er für Monate ungetragen in meinem Kleiderschrank. Im Winter wollte ich ihn nicht anziehen, da mich der Stoff zu sehr an Badeanzug & Co. erinnerte. Aber jetzt, da es so langsam Frühling wird, habe ich ihn ein erstes Mal ausprobiert und bin bisher sehr begeistert. Trotz den dehnbaren Materials ist er beim Tragen durch die Steppnähte nicht größer geworden. Das Stoff ist schwer, gleichzeitig fällt und schwingt der Rock dadurch sehr schön. Und er ist sehr pflegeleicht, da er ohne jedes Bügeln auskommt.

Die Bilder habe ich am Wochenende gemacht, als wir für einen ganzen Tag Besuch von der Freundin unsers kleinen Sohnes hatten – herausfordernd, aber immer lustig, dabei Fotos  zu schießen. Und mittlerweile sind beide mit zweieinhalb in einem Alter, das es möglich macht, einfach miteinander zu spielen, während ich mit Stricknadeln in der Hand daneben sitzen, nähen oder eben Fotos machen kann. Das genieße ich sehr!

Was andere KleidermacherInnen in ihrem Alltag tragen und wie sie dabei mit Materialien und Schnitten experimentieren, seht ihr jede Woche auf dem Blog des Me Made Mittwochs. Und das Handarbeiten, Stricken und Nähen viel mehr ist, als frauentypische Arbeit, sondern selbst politische Haltungen transportieren kann, beschreibt Nina vom Blog Kleidermanie heute als Gastgeberin. Für mich bedeutet, selbstgenähte Kleidung zu tragen, immer auch etwas ganz Persönliches sichtbar zu machen. Ich freue mich darauf, mich heute Abend durch die Beiträge anderer KleidermacherInnen zum heutigen Weltfrauentag zu lesen – gemütlich auf der Couch sitzend mit meinem Mann, der bestimmt wieder sein Strickzeug zur Hand nimmt.

Viele Grüße, K*

8 Kommentare zu „Me Made Mittwoch #29: Faltenrock aus dunkelblauem Scuba

  1. Du gefällst mir sehr gut in dem Rock, am liebsten mit dem Ringelshirt 🙂 Und dass Kleid und Rock überhaupt kein Hinderungsgrund sind für praktische Arbeit und Bewegungsfreiheit, das habe ich in meinen Vintagejahren auch immer erklären müssen.

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  2. Schön! Das Material finde ich auch sehr interessant, ich wußte gar nicht, dass es Scuba auch mit so tollen Prägemustern gibt.

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  3. Ach ja, diese Diskussion, ob Kleider/ Röcke praktisch, warm genug, whatever sind….
    Ich kann das langsam nicht mehr hören.
    Traditionell waren das doch viele Jahrhunderte lang in vielen Kulturen Frauenkleider, ohne Option auf „gemütliche, wärmende“ Hosen.
    Und die Frauen habe im Normalfall immer ein Leben lang gearbeitet.
    Ich werde das nämlich auch so oft gefragt, es kommt mir vor wie eine Anklage oder Ausrede irgendeiner Art.
    Nun, hier in der Bloggerwelt gibts ja genug Gleichgesinnte😉
    Liebe Grüsse!
    PS: schön siehst du aus!

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    1. Danke (: Und ja, ich denke auch manchmal, dass Frauen früher im Rock und Kleid bei jedem Wetter auf denke Feld gearbeitet haben, Kinder groß gezogen …. Ein Rock ist also kein Grund, nicht die Welt zu retten 😃 liebe Grüße, K*

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