auf den Nadeln · Inspirationen · Strickerei

Stricken ist wie zaubern können

Vor vier Jahren habe ich meinen Mann bei einem Wanderausflug seines Kollegiums begleitet – eine Tradition für alle MitarbeiterInnen des Teams und ihre Familien, mitten im tiefster Winter. In diesem Jahr hatten wir am Wandertag etwas Schnee und reichlich -15° Celsius. Zum Startpunkt der Wanderung durch ein Tal nahe unserer Stadt fuhren wir mit der Bahn. Und natürlich hatte ich mein Strickzeug dabei – ganz egal, dass ich es nach der Zugfahrt fast 20km mit mir rumtragen würde. Ich weiß leider nicht mehr, was ich damals gestrickt habe. An was ich mich sehr gut erinnere, sind die sehr anerkennenden Worte des Chefs meines Mannes. Er beschrieb, wann immer er seine eigene Frau stricken sähe, käme es ihm vor wie Zauberei. Wie aus einem langen Faden ein Kleidungsstück werden kann nur mit Hilfe ein paar Nadeln und Schlingen, sei selbst für ihn als Techniker unfassbar. Und ja, irgendwie kommt es mir selbst auch manchmal noch wie Zauberei vor – obwohl ich nach fast 13 Jahren Strickerfahrung schon so einige Techniken erlernt habe. Gemeinsam mit meiner kleinen Schwester habe ich von unserer Oma mitten im Hochsommer bei 30° im Schatten unter den Bäumen in Garten unserer Eltern stricken gelernt. Seit dem liegen sowohl bei meiner Schwester als auch ich bei mir die Stricknadeln immer in der Nähe, je nach Alltagsgeschehen mit mal mehr mal weniger Zeit dafür. In den vergangenen Monaten habe ich wieder sehr viel gestrickt und die Zauberkraft liegt für mich gerade vor allem darin, wie sehr es mich beruhigt und erdet, meinen Händen etwas zu tun zu geben und in langsamer Geschwindigkeit voran zu kommen. So sehr ich das Nähen liebe, gerade bin ich an den meisten Abenden zu müde, um mich noch an die Maschine zu setzen. Noch ein paar Reihen zu stricken schaffe ich an nahezu jedem Abend, manchmal bis mir vor Müdigkeit die Augen zufallen, während ich noch die Nadeln in der Hand halte.

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Parallel dazu habe ich eine ganze Reihe von Podcasts für mich entdeckt, die mich beim Stricken inspirieren. Dabei lerne ich auch ganz neue Garne, Strickmuster und neue Techniken kennen. Oft verbergen sich hinter den Podcast Frauen, die sich selbstständig gemacht haben. So sind diese dann natürlich auch ein sehr anschauliches Werbemittel, aber Einblick in die Arbeit kleiner Ein-Frau-Betriebe zu erhalten finde ich ebenfalls wahnsinnig spannend und einen erholsamen Kontrast zu meinen eigenen beruflichen Aufgaben. Ruhige Abend- und Mittagsstunden verbringe ich so neben meinem schlafenden Sohn und schlafenden Mann, bei schummerigem Licht und Stricknadeln in den Händen. Ende Februar kann ich nun schon ganz stolz auf eine ganze Reihe abgeketteter und aufgenommener Projekte schauen.

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Im Dezember nach langer Mustersuche mit Restgarnen angestrickt und nun fertig gestellt: der Pullover mit Eulenmuster „Owlet“ von Kate Davies für meinen Sohn, zusammen mit einer passender Bommelmütze. Mit dem Garn „Cotton Merino“ von Drops habe ich beim Stricken in Erwachsenengöße Probleme, doch für Kindersachen liebe ich es nach wie vor.

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Momentan begleiten mich auf meinen Stricknadeln neben anderen Projekten auch immer ein paar Socken – gerade stricke ich das vierte Paar binnen weniger Wochen. Um den Jahreswechsel ist bei mir, inspiriert von den Podcasts „Inside Nr 23“, „YarnGasm“ und „Strandet“ das (Socken)Strickfieber sehr heftig ausgebrochen. Im Vergleich zum Nähen ist das Stricken für mich ein ganz langsamer und ruhiger Weg, um mit viel Ausdauer zu einem neuen Kleidungsstück zu kommen. Das Arbeiten an Socken mit schönen und edlen Garnen, die außer mir nach ihrer Fertigstellung kaum jemand jeh sieht, kommt mir als ein ganz besonderer (zeitlicher) Luxus vor, an dem ich gerade großen Gefallen finde. Bei meinem aktuellen Sockenpaar versuche ich mich am Muster der „Hermione’s Everyday Socks“ von Erica Lueder.

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Inspiriert vom „HeySisterPodcast“ stricke ich aktuell am „BendyArrowShawl“ von Charlotte Bory und bin sehr gespannt darauf, wie das asymmetrische Tuch nach Fertigstellung in der von mir gewählten Farbkombination wirkt. Das Stricken des Musters selbst ist sehr entspannt, obwohl ich neue Techniken dabei lerne. Die Wolle fühlt sich dabei ganz weich und luftig an. Wenn ich den „BendyArrowShawl“ fertig gestellt habe, möchte ich bald einen nächsten beginnen. „Find Your Fade“ von Andrea Mowry war in den letzten Wochen auf vielen Blogs, Instagram-Bildern und Podcasts zu sehen. Die Vorstellung, mich an einem regnerischen Sommertag in ein großes buntes Tuch wickeln zu können, motivierte mich sehr, das Projekt in Angriff zu nehmen.

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Ein weiteres zukünftiges Strickprojekt ist ein Cardigan aus meinem ersten „quince & co.“ Garn – Chickadee“ in einem grünstichigen Blauton namens „Aleutian“. Ich habe mich noch nicht ganz entscheiden können, ob es ein Strickmuster „Raine“ aus dem Buch „Cherished“ von Kim Hargreaves wird, oder doch etwas anderes. Um Wolle von „quince & co.“ bin ich eine ganze Weile herumgeschlichen, bis meine Schwester und meine Mama mich damit zu Weihnachten überraschten. Daher möchte ich mir beim Strickmuster ganz sicher sein. Ich freue mich sehr darauf, mal wieder mit einem Garn zu stricken, dass zu 100% aus Wolle besteht, sich gleichzeitig aber ganz weich anfühlt. Vielleicht ist das ein passendes Projekt für den FrühlingsjäckchenKnitAlong auf dem Blog des Me Made Mittwoch?

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Für mein nächstes kleineres Projekt ist die Entscheidung schon gefallen. Mit dem wunderschönen Garn „A Birds Nest“ von „A Homespun House“ , auch zu finden mit einem Podcast, werde ich mir pünktlich zum Ende des Winters eine neue Mütze stricken: den „KobukHat“ von Boylandknitworks, deren Bilder auf Instagram in mir Fern-und Heimweh gleichermaßen wecken. Fernweh nach unbekannten, etwas wilderen Landschaften, und Heimweh nach dem eigenen gemütlichen Wohnzimmer, strickend mit einem heißen Kaffee.

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Beim Stricken meiner neuen Mütze werde ich bestimmt einige Folgen des „BrooklynKnitfolk“-Podcast schauen, der mich immer auch an unseren wunderbaren Urlaub in New York denken lässt und obendrein motiviert, endlich einmal den Quilt zu nähen, der schon so lang zugeschnitten in einer Holzkiste meinem Regal liegt. Das wäre ein schönes Ziel in diesem Jahr, von dem auch die beiden Männer in der Familie wieder etwas haben.

Kennt ihr eigentlich heimische Podcasts, die ihr empfehlen könnt? Und an wievielten Strickprojekten arbeitet ihr so parallel?

Viele Grüße, K*

3 Kommentare zu „Stricken ist wie zaubern können

  1. Hallo.
    Vielen Dank für Deine Empfehlungen.
    Ich habe auch angefangen, gelegentlich Videopodcasts beim Stricken zu sehen. Mich überwältigt das Angebot aus dem englischsprachigen Raum aber sehr.
    Ich habe den Eindruck, dass sich in der deutschsprachigen Strickvideobloggergemeinde in den letzten drei Monaten sehr viel getan hat. Immer mehr Meschen zeigen in Videos ihre Werke, nicht immer gefällt mir Stil oder Performance, aber die Auswahl wird immer unübersichtlicher.
    Mir persönlich gefallen diese Podcast:
    Seidenraupe (https://www.youtube.com/channel/UCOdOIkH8iVMvBfhYQ0k5RZg) – das liegt wohl daran, dass Frida wie ich selbst spinnt.
    Sarahlin.de liebt Wolle (https://www.youtube.com/channel/UC7cLbkvDzJykzG3Z7U2oOPA)
    Tierisches Gestricke (https://www.youtube.com/channel/UCaA7ff-KzBT8aKvQ40WEIZg)
    Das sind jetzt nur drei, meine Liste ist eigentlich viel länger.
    Liebe Grüße
    Julia
    P.S. So schöne Projekte, die stellt Du doch hoffentlich nochmal genauer vor, oder? 😉
    P.P.S. Der Koffer ist toll! Nutzt Du den auch im Alltag als Projektkoffer oder wäre das unpraktisch?

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    1. Liebe Julia, ach, wie schön, Dankeschön! (:
      Ja, die Auswahl an englischsprachigen Podcast ist unendlich. Ich glaube, ich habe gerade eine Handvoll gefunden, bei denen ich gerne reinschaue, da das Gestrickte zu meinem eigenen Stil passt und ich die Präsentation sehr sympathisch finde – manchmal etwas verrückt, aber sehr sympathisch! (:
      Danke für deine Empfehlungen deutschsprachiger Podcasts! Die werde ich in Ruhe mal ausprobieren.
      Die Strickprojekte stelle ich gern noch einmal genauer vor … bestimmt, wenn sie fertig gestrick und das erste Mal getragen sind.
      Den Koffer nutze ich gerade erst einmal zum sammeln fertig gestrickter Socken, bevor ich sie zum ersten Mal trage. Ich habe überlegt, am BoxOSox-KnitAlong teilzunehmen und bin daher auf den Koffer kommen, den ich vor Jahren mal geschenkt bekommen habe. Mal schauen … (: …alles mit Ruhe. Oft reicht es mir für einen Motivationsschub bereits, die Bilder der anderen anzuschauen, ohne selbst teilzunehmen.

      Liebe Grüße, K*

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