Me Made Mittwoch · Schneiderei · Strickerei

Me Made Mittwoch #14: Seemanns-Tellerrock und Raglan-Cadigan

Zum heutigen Me Made Mittwoch zeige ich euch meinen altbekannten und geliebten Seemanns-Tellerrock, diesmal in der sommerlichen Tragevariante mit einem selbstgestrickten leichten Cardigan.

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Details zu meinem Tellerrock, der mittlerweile 5 Jahre alt ist und mich bestimmt an weit mehr als 100 Tagen begleitet hat, habe ich bereits in diesem Post vorgestellt. Ich trage ihn im Sommer wie im Winter, einfach unterschiedlich kombiniert. Und ich kann mir nicht vorstellen, ihn jemals aus meinem Kleiderschrank herzugeben.

Zum Rock trage ich ein gekauftes Trägertop, dass eigentlich eine Art Hängerchen (oder auch sehr sehr kurzes Kleid) mit Knopfleiste ist. Als Unterkleid macht es sich prima – und ebenso zu Röcken, zu denen ich ein luftiges Trägertop als Oberteil anziehen möchte, dass definitiv nicht aus dem Rockbund rutscht. Der graumellierte Cardigan, den ich heute darüber trage, steckt voller Erinnerungen an verschiedenen wunderbare Erlebnisse.

Aber in Ruhe Reihe für Reihe!
Hin: Gestrickt habe ich den Cardigan aus einer Merino-Lacewolle (Madelintosh Merino Light in der Farbe Calligraphy … wie wunderbar klingt das denn!), die von verschiedenen Grautönen immer mal wieder in einen leichtes Rosa oder Wollweiß wechselt. Gekauft habe ich die Wolle bei Knitty City, während mein Mann und ich 2010 Urlaub in New York machten. Nach dem Frühstück waren wir in dem tollen Laden einkaufen, bevor wir später am Nachmittag eine Tour mit dem Schiff um die Südspitze von Manhattan machten und bei fast gänzlich verlassenem Deck die mehr und mehr erleuchtete Skyline der Stadt in der Dämmerung anschauten. Es war wahnsinnig kalt, aber egal! Es war auch einer dieser Momente, von denen man möchte, dass sie ewig dauern!

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Rück: Die Idee für den Cardigan hatte ich frühmorgens, während unseres Urlaubes in Stockholm, als ich im siebenten Monat schwanger schon längst nicht mehr länger als fünf Stunden am Stück schlafen konnte. Mit dem Laptop auf dem Kissen vor mir saß ich im Bett, durchstöberte Pinterest und füllte meine Pinnwände, während vor unserem Fenster riesige Fähren vorbei in den Hafen zogen. Zwischen uns und den Fähren nur ein paar grüne Bäume … ein wahnsinnig beeindruckender Anblick!

Hin: Gestrickt habe ich den Cardigan nach der Anleitung von Elena Schmidt und ihrer Website „Raglan von oben„. Die Anweisungen waren ganz klar beschrieben, dazu gibt es einen sehr verständlichen Raglanrechner und Bilder. Da dies meine erste selbstbestrickte Raglanjacke war, haben mir die Erklärungen sehr geholfen.

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Rück: Gestrickt habe ich die Jacke 2014. Begonnen wenige Wochen vor der Geburt unseres Sohnes, geplant bewusst als leichtes Projekt für die ersten Wochen als Mama, an dem ich jeden Tag ein bis zwei Reihen sticken kann, ohne dabei in eine Anleitung gucken zu müssen. Das funktionierte sehr gut, nachdem ich das System von „Ragland von oben“ verstanden hatte. Und dazu brauchte es nur wenige Zentimeter nach dem Aufnehmen der Maschen. Und der Plan funktionierte ganz gut. Ich strickte fleißig jeden Tag neben meinem schlafenden Baby ein paar hundert Maschen – also zwei Reihen (: – bis ich müde mit ins Kissen sank, mit dem guten Gefühl, gerade auch etwas Kleines für mich getan zu haben. Und so wuchs die Strickjacke beständig. Jetzt kann ich sogar sagen, dass ich nur selten ein so großes Strickprojekt so schnell und konzentriert fertig gestellt habe, wie diese Jacke.

Hin: An die ganz schlicht glatt rechts gestrickte Jacke habe ich am Kragen und an der Knopfleiste eine schmale Blende im Rippenmuster angefügt. Auch die Ärmelbündchen sind im Rippenmuster gestrickt, allerdings mit einem anderen Material: Garn aus Merinowolle und Seide in einem cremig goldigen Farbton, mitgebracht von einem Ausflug nach Salzburg, als wir Städteurlaub in Österreich und Süddeutschland machten. Diese Wolle habe ich auch am unteren Ende der Jacke für einige Reihen Rollsaum genutzt. Sie ist ganz glatt und weich.

Salzburg

Rück: Der Knopf am Saum, den ich bei allen selbstgefertigten Stücken anbringe, ist wie die graumelierte Wolle ebenfalls ein Mitbringsel aus New York. Beim Besuch im legendären „Moods“ war ich schier erschlagen von Stoffballen und – rollen, die auf zwei Etagen vom Boden bis zur Decke gestapelt sind, so dass ich mich lediglich für Knöpfe, Posamentenverschlüsse und ein Vintage Vogue – Schnittmuster entscheiden konnte.

Eine Jacke voll mit wunderbaren Tagen! Das ist eines der Dinge, die ich am Selbermachen von Kleidung sehr mag: besondere Momente mit Stücken verbinden, verstricken, vernähen, die mich dann durch den Alltag begleiten … zur Arbeit, zur Kita, zum Einkaufen … zu neuen schönen Erlebnissen.

Selbstgemachte Stücke anderer KleidermacherInnen findet ihr jeden Mittwoch auf dem Me Made Blog!

Liebe Grüße, K*

 

 

14 Kommentare zu „Me Made Mittwoch #14: Seemanns-Tellerrock und Raglan-Cadigan

  1. Ein total schöner Text und ein sehr schönes Jäckchen. Es ist wirklich vielseitig und ein Stück für viele Jahre. Ich würde auch gerne mehr so Basics machen, aber die Zeit, die Zeit.
    Das Garn sieht aus, als würde man es gerne anfassen.
    LG

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  2. Was für eine wunderbare Geschichte zur Jacke. Sie lässt das eigentliche Stück ganz in den Hintergrund treten. Kein Wunder, dass du sie so gerne trägst. Sie ist voller Liebe.

    Liebe Grüße
    Julia

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